Galgo-Hunde aus Spanien/Portugal: Anders, sanft, traumatisiert – und wunderbar

„Galgo aus Spanien/Portugal adoptieren:
Warum diese Hunde wirklich anders sind“
Galgos sind anders – und genau deshalb brauchen sie unsere Hilfe. Hier eine “kleine” Einführung von unserer Galgo Junkie Isabella:
“Hallo liebe mögliche Adoptanten, herzlichen Glückwunsch!
Bei Ihnen wird in Kürze ein süsser Galgo/süsse Galga einziehen und wenn Sie sich für die Adoption eines Tierschutz-Hundes entschieden haben, möchten wir Ihnen danken und Ihnen für diese besonderen Hunde gerne noch ein paar Informationen mit auf den Weg geben”:
Die Rasse Galgo Espanol ist in Deutschland bei Weitem nicht so populär wie es die Golden Retriever, Labradore, Malteser, Schäferhunde, Huskies und die vielen anderen bekannten Rassen sind. Den meisten ist bekannt, dass sie sich für einen Jagdhund entschieden haben, es ist aber nicht so klar, dass es sich hier um eine äußerst selbständig agierende Rasse handelt. In Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden hat man diese Hunde ausschließlich für die Hetzjagd gezüchtet. Sie sind robuste, sehr schnelle Jäger, die in der Lage sind, Strategien während der Jagd selbst auszuarbeiten, um die Beute, in der Regel Hasen, zu erlegen. Ihre unglaubliche Geschwindigkeit befähigt sie, bei der Verfolgung der Beute innerhalb weniger Augenblicke eine enorme Distanz zwischen sich und den Jäger zu bringen.
Das Zurufen von Kommandos kann nicht mehr gehört werden und macht dann wenig Sinn und ist auch nicht erwünscht. Hier liegt auch der größte Unterschied zwischen einem Galgo und einer der zuvor genannten Rassen. Diese sind eher „Parierhunde“ mit einem “Wunsch zu gefallen”. Ein Windhund entscheidet absolut selbst, ein Schäferhund, Schutz- oder Wachhund etc. erwartet Anweisungen, um diese zu befolgen. Damit möchte ich mit dem Märchen aufräumen, dass Windhunde dumm oder feige sind. Naturgemäß “hinterfragen” diese selbständigen Hunde erst mal Anweisungen und Kommandos und ihre einzige „Waffe“ ist nicht ihre Beißkraft, sondern ihre natürlichen Jagdeigenschaften: Geschwindigkeit, Wendigkeit und Flinkheit. Selbstverständlich können jedem Galgo die Grundkommandos und vieles andere beigebracht werden. Es braucht dazu aber etwas mehr Geduld und eine konsequente Anwendung.
Auch diverse Laborwerte sind bei Galgos von anderen Hunderassen verschieden: Blutwerte, Körpertemperatur usw. sind anders. Die Lungen und das Herz sind im Vergleich riesig, damit die Muskulatur während der Jagd ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Ein Tierarzt muss darüber Bescheid wissen. Barbiturate bspw. können für einen Galgo lebensgefährlich werden.
Geben Sie Ihrem windigen Gefährten die Zeit, Vertrauen zu Ihnen aufzubauen. Seine natürliche Freundlichkeit, seine Fröhlichkeit, seine Zurückhaltung und Eleganz und manchmal auch ein kleiner Schalk im Nacken werden Ihnen an jedem neuen Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Da sie weder über ein Unterhautfettgewebe noch über wärmende Unterwolle verfügen, ist bei Kälte ein wärmendes Mäntelchen angesagt. Ein nasses Fell durch Regen etc. kann sie bei entsprechender Außentemperatur sehr schnell auskühlen lassen. Bei entsprechender Auslastung für den Galgo-Flitzer und einem dicken, großen Ruhepolster für die Galgo-Couchpotato, werden Sie mit der Zeit aber einen aufmerksamen, wunderbaren Begleiter bekommen, der Ihnen immer zugetan sein wird. Leider schleppen die meisten Tierschutzhunde ein Paket mit sich, welches aus Ängsten, Hunger/Durst, Misshandlung oder Vernachlässigung zusammengeschnürt ist. Manche überwinden ihr Trauma schneller, andere benötigen Monate, manchmal Jahre, um darüber hinweg zu kommen. Hier sind Einfühlungsvermögen und Geduld am ehesten hilfreich. Mit lauten Worten oder strengem Training wird hier noch mehr zerstört als geheilt. Auch hier sollte ein Trainer, wie zuvor schon der Tierarzt, mit dem sensiblen Wesen der Windhunde und ihrer Andersartigkeit vertraut sein!
Ein Galgowelpe wird früh von seiner Mutter weggenommen, um seine Jagdeigenschaften zu prüfen und auszutesten. Man stelle sich das vor: sonst hat er kaum Kontakte mit Menschen. Er hat nie Umgang mit Spielzeug gehabt, oder ist mit Hunden anderer Rassen herumgetollt. Er war nie in einer Wohnung, kennt keine Treppen und kein empfindliches Parkett, er rennt gegen das Glas einer geschlossenen Terrassentüre. Beim Gassi sollte er vorsichtig an die Geräusche im Straßenverkehr herangeführt werden. Laute Motorräder, hupen oder Martinshorn können Panik auslösen. Auch beim Spaziergang in der Natur kann das Auftauchen eines Eichhörnchens, einer Katze oder eines Kaninchens Ihrem Galgo einen sofortigen, potentiellen Jagderfolg versprechen. Darauf ist er von Natur aus fokussiert.
Seien Sie darauf vorbereitet. Hier ist ein ausbruchsicheres Geschirr zwingend und macht absolut Sinn! Auch die Wucht, mit der sich der Galgo ins Geschirr wirft, um zu flitzen oder zu jagen, ist für die meisten erstmal „umwerfend“ (passiert mir heute noch, wenn ich nicht aufpasse).


P.S.
Natürlich kann sich Ihr „Windi“ bereits nach kurzer Eingewöhnung einfach nur wohl bei Ihnen fühlen. Das gibt’s wirklich auch. 😊😊😊
– Galgo Junkie, Isabella – von Dog’s last Chance




“Wie schön, wenn die traurigen Augen wieder zu strahlen anfangen und die Hunde langsam lernen, sich über -Selbstverständlichkeiten- wie regelmäßiges Futter und Ausgang zu freuen“
In den meisten fällen haben diese Hunde üble Misshandlungen erlebt und Angst vor Menschen, aber Liebe und Geduld zahlen sich tausendfach aus. Sie werden aufmerksame, liebevolle Begleiter und oft unsere treuesten Freunde.

